Lesegottesdienst Diakoniesonntag (Evangelische Diakonie)

Heute hätten wir in unserer Kirche Diakoniesonntag gefeiert. Als Lesegottesdienst bringen wir daher Auszüge aus der Hausandacht zum Thema "Kraft und Hilfe in der Krise" der Evangelischen Diakonie.

 

Psalm 23

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. 3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. 4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. 5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. 6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.


Gedanken zu Matthäus 11, 28

"Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken."

 

 Anstelle der Predigt steht ein Impuls zum Heilandsruf aus dem Matthäusevangelium. Ein Bibelvers, der für die Diakonie wichtig ist.

Zu Beginn sind Sie eingeladen, den Heilandsruf für sich persönlich zu reflektieren:

Christus ruft alle, die müselig und beladen sind. Auch mich. Wo bin ich beladen? Welche Mühsal drückt mich?

 

Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

Die Mühseligen und Beladenen  -  zur Zeit Jesu waren das die Tagelöhner, die schuften und das Joch schwerer Arbeit tragen mussten, und jene, die von den römischen Besatzern mit hohen Abgaben belastet wurden.

Das zeigt uns: Wer in einer sozial schwierigen Situation ist, ist alles andere als passiv  -  man muss viel tun, braucht viel Kraft, um zurecht zu kommen.

 

Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

Die Mühseligen und Beladenen  -  das sind in Zeiten von Corona diejenigen, die zu strikter Isolation gezwungen sind, weil sie aufgrund von Vorerkrankungen oder ihres Alters zu einer Risikogruppe gehören; diejenigen, die zum Nichtstun gezwungen sind, weil sie ihre Arbeit verloren haben oder auf Kurzarbeit sind; diejenigen, die raus müssen, weil sie "systemrelevant" sind, und unter erschwerten Bedingungen arbeiten müssen  -  in Supermärkten, als Lieferanten, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen; diejenigen, die Home-Office und die Kinder zu Hause unter einen Hut bekommen müssen. Jede und jeder hat seine oder ihre Last zu tragen in dieser Krise.

Die Corona-Krise zeigt uns recht deutlich: Es gibt nicht die Starken und die Schwachen. Wir alle haben eine Last zu tragen. Und wir alle brauchen einander.

Die christliche Gemeinde ist keine Sammlung der Starken, die die Schwachen zu integrieren hätten. Vielmehr sind alle Eingeladene Jesu Christi, der alle zu sich ruft:

Kommt zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

 

Die Corona-Krise zeigt uns: Wir alle sind angewiesen, niemand ist aus sich selbst heraus. Durch diese Krise kommt niemand allein. Durch diese Krise kommen wir nur gemeinsam. Indem wir aufeinander aufpassen. Um Menschen zusammen zu bringen, damit sie aufeinander aufpassen können, hat die Diakonie Nachbarschaftshilfe-Hotlines ins Leben gerufen. Hier können sich Menschen melden, die Hilfe brauchen, und Menschen, die anderen helfen wollen. Wie geht es Ihnen mit dem Thema Hilfe? Sie sind eingeladen, der Frage nachzuspüren:

Was fällt mir leichter  -  anderen zu helfen oder die Hilfe anderer anzunehmen? Wo kann ich helfen? Wo brauche ich Hilfe?

 

Frau R., Pensionistin, und Veronika, Studentin, machen mit beim Nachbarschaftshilfenetzwerk der Diakonie in Salzburg.

 

Frau R. erzählt: "Das mit den Masken hab ich in der Zeitung gelesen. Ich hab mir gedacht: Ich bin 76 und gehöre zur Risikogruppe, herumrennen tu ich jetzt garantiert nicht  -  aber irgendeine Beschäftigung brauche ich. Jetzt nähe ich diesen Mund-Nasen-Schutz. Mittlerweile schaff ich schon so 20 Stück am Tag. Ich mache sie vor allem für Freunde und Bekannte und auch für Einrichtungen, zum Beispiel von der Diakonie. Die Veronika, die mir auch bei Besorgungen hilft, bringt sie für mich zu den Leuten. Veronika geht auch für mich einkaufen, zur Post, zur Apotheke. Ihr hab ich natürlich auch einen Mund-Nasen-Schutz gemacht! Ich bin sonst immer draußen  -  in den Bergen, im Wald. Ich komme noch auf jeden Gipfel hinauf. Langsam, aber ich komm hinauf. Aber jetzt rausgehen? Einkaufen? Nein, das würde mir im Schlaf nicht einfallen. Außerdem habe ich ja einen Balkon.

Wissen Sie, ich verstehe aber schon, dass das für manche Menschen jetzt hart ist. Eine gute Freundin von mir  -  sie ist in meinem Alter, war Zahnärztin, eine starke Frau. Sie hat immer alles gemanagt, musste im Krieg flüchten. Jetzt braucht sie selbst Hilfe und hat gelernt, diese anzunehmen. Hilfe anzunehmen, das kann manchmal schwer sein. Vor allem, wenn man immer alles selbst gemacht und selbst geholfen hat. Darüber haben wir erst gestern gesprochen, am Telefon. Wir telefonieren jetzt oft. Überhaupt telefoniere ich jetzt viel. Meiner Freundin habe ich auch einen Mund-Nasen-Schutz genäht und bringen lassen. Jetzt ist eben Maskenzeit! (lacht)

Aber es ist ja nicht zum Lachen. Mich schreckt die Zeit jetzt schon ... Die vielen Kranken, die Arbeitslosigkeit. ... Einsam bin ich nicht, ich habe eine große Familie und gute Freundinnen. Und ich finde immer etwas zu tun oder zum Nachdenken. Aber es ist schon vieles anders. Gestern habe ich Geburtstag gehabt. Ich war alleine zu Hause. Ja, was soll man tun? Sonst kommen immer alle. Die Kinder, die Enkelkinder ... Und dann suchen wir auch Osternesterl. Heuer nicht. Das muss so sein.

Wenn alles vorbei ist, gehe ich wieder auf einen Berg. Dann holen wir auch das Geburtstagsfest nach. Und die Innigkeit, die behalten wir uns."

 

Veronika erzählt: "Salami, Milch und Briefmarken. Das ist heute in der Stofftasche für Frau R. Wir haben uns vor ein paar Tagen kennengelernt  -  über das #TeamHoffnungsträger bzw. die Nachbarschaftshilfe der Diakonie in Salzburg. Ich habe im Internet davon gelesen und mir gedacht: Da mache ich jetzt einfach mit. Ich habe ein paar Daten über mich angegeben und wenige Tage später hat das Telefon geläutet.

Als wir uns das erste Mal gesehen haben, stand ihre Wohnungstür einen kleinen Spalt offen. Auf der Fußmatte lag ein Päckchen und darauf zwei Exemplare eines Mund-Nasen-Schutzes. Zu sehen war niemand. Das war schon etwas merkwürdig. Ich glaube, wir haben das mit dem Sicherheitsabstand beide sehr genau genommen (lacht). Durch die geschlossene Tür haben wir uns kurz unterhalten. Und mittlerweile war ich schon ein paar Mal für Frau R. unterwegs. Es sind meist kleinere Besorgungen, die ich für Frau R. mache. Ein paar Lebensmittel, so wie heute, etwas von der Apotheke abholen  -  und immer wieder auch kleine Pakete zur Post bringen.

Frau R. verschickt jetzt selbstgemachten Mund-Nasen-Schutz! Auch für mich hat sie einen genäht  -  den trage ich jetzt natürlich immer, wenn ich für sie unterwegs bin. Eigentlich hätte ich heute auch Gummizüge kaufen sollen, für weitere Exemplare! Aber leider gab es die nicht mehr. Die waren überall ausverkauft! (lacht) Ich bin jung, ich brauche mir eigentlich keine allzu großen Sorgen zu machen. Davor, wie jetzt viele ältere Menschen mit dieser neuen Situation umgehen, habe ich großen Respekt. Ich glaube, es ist nicht immer leicht, sich helfen zu lassen. Auch zwischen Frau R. und mir war die Annäherung etwas zaghaft. Wir lernen uns langsam besser kennen. Es kostet auch etwas Überwindung, ganz offen zu sagen: Bitte, wenn sie auch nur eine Kleinigkeit brauchen oder auch bloß mit jemandem reden wollen: rufen Sie mich an!

Frau R. hat versprochen, dass sie das macht. Und dann hat sie gesagt: Aber Sie rufen mich auch an, wenn es Ihnen nicht gut geht! Das finde ich schön, dass wir gemeinsam aufeinander schauen."


Guter Gott,

du hast deinen Sohn in unsere Welt gesandt,

um uns nahe zu sein.

Jesus ruft alle zu sich,

die mühselig und beladen sind.

Er erquickt uns und schenkt uns neue Kraft.

Ich denke an alle,

die unter der aktuellen Krise leiden,

die einsam sind und traurig,

die krank sind und Angst haben,

die überfordert sind und gestresst.

Guter Gott, ich bitte dich:

Hilf mir, ihnen zu helfen!

Ich denke daran,

dass auch ich selbst manchmal Hilfe brauche

und es mir nicht immer leicht fällt,

sie anzunehmen.

Guter Gott, ich bitte dich:

Hilf mir, mir helfen zu lassen.

Amen



Wo ich auch bin, wohin meine Gedanken auch wandern:

Ich weiß, wo meine Mitte ist.

Bei Gott dem Vater, der mich geschaffen hat.

Bei Gott dem Sohn, Jesus Christus, der mich begleitet.

Bei Gott dem Heiligen Geist, der mir Mut macht.

Amen

 

Das Pfarrerteam wünscht Euch/Ihnen eine gute und gesegnete Woche.

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